Darmmikrobiom

Alles über die Mukosa: Das Gewebe der Darmschleimhaut

Lesedauer: 4 min
von Anja Müller-Lehmbach
von Anja Müller-Lehmbach

Wissenschaftlich geprüft von: Martin Gschwender

Schleimhäute, auch Mukosa genannt, sind vielseitige und faszinierende Strukturen in unserem Körper, die meistens im Verborgenen, dafür aber an vielen wichtigen Bereichen wirken: Egal, ob an den Atem- und Harnwegen, im Vaginalbereich oder den Augen – sie sind wahre Multitalente. In diesem Artikel wollen wir unser Augenmerk speziell auf die Mukosa im Darm, die Darmschleimhaut, werfen.

Mukosa: Das Gewebe der Darmschleimhaut

Aufbau der Mukosa – Definition und histologische Struktur

Die intestinale Mukosa ist ein komplexes Gewebe, welches die gesamte Innenseite des Darms auskleidet und eine Schlüsselrolle für unsere Verdauung und Gesundheit einnimmt. Auch wenn sie sich in bestimmten Eigenschaften überschneiden, hebt sich die Darmschleimhaut histologisch betrachtet durch einige spezielle Merkmale von anderen Schleimhäuten im Körper ab.

 

Die Mukosa - alles über das Gewebe der Darmschleimhaut

 

Sie besteht hauptsächlich aus drei Schichten: Dem hochspezialisierten Epithelgewebe, das die Oberfläche des Darms mit borstenartigen Mikrovilli vergrößert und dadurch die Fläche für die Nährstoffaufnahme und den Lebensraum des Mikrobioms maximiert. Direkt darunter befindet sich eine Schicht aus Bindegewebe (Submukosa), das unter anderem Lymphgefäße und Immunzellen enthält. Die unterste Schicht, die Muskularis genannte Muskelschicht, gewährleistet durch ihre Kontraktion den Weitertransport der Nahrung.

 

Aufbau der Mukosa im Darm - Die Darmmukosa besteht aus verschiedenen Schichten

 

Funktionen der Darmschleimhaut

Als Schnittstelle zwischen dem Darmlumen (Raum im Inneren des Darms) und dem Blutkreislauf erfüllt die Mukosa eine ganze Bandbreite an Funktionen. Dazu gehören unter anderem:

 

Funktionen der Darmschleimhaut

 

Die Bedeutung des Gewebes

Die Bedeutung der intestinalen Mukosa beschränkt sich nicht nur auf den Darm, sondern hat Auswirkung auf den gesamten Organismus. Zu den wichtigsten Aspekten zählen neben der Verdauung:

  • Immunabwehr: Die von der Darmschleimhaut produzierte Schleimschicht trägt dazu bei, einen Großteil der Erreger auf Abstand zu halten. Normalerweise werden die meisten Keime durch das im Schleim eingelagerte sekretorische Immunglobin A (slgA) eliminiert. Diese Antikörper haften sich an unerwünschte Eindringlinge an und transportieren sie über den Stuhl ab.1 Zusätzlich werden Stoffe wie Beta-Defensin oder Lysozym produziert. Sie wirken wie körpereigene Antibiotika auf und innerhalb der Schleimhaut und können krankheitserregende Keime inaktivieren oder sogar abtöten.

  • Mikrobielles Gleichgewicht: Durch die Produktion von Mukus liefert die Darmschleimhaut dem Mikrobiom seinen Nährboden. Dieses wiederum steht im engen Austausch mit dem Immunsystem, trainiert dieses und sendet im Ernstfall Signale, um eine schnelle Reaktion in Gang zu setzen. Diese Gemeinschaft an Mikroorganismen steht laut Studien außerdem im Zusammenhang mit vielen Bereichen unserer Gesundheit.

  • Filterfunktion: Basis für das gesamte Konstrukt der Schleimhaut ist die einlagige Schicht aus Epithelzellen, die eng durch mikroskopische Verbindungen zusammengehalten werden. Diese müssen einerseits Nährstoffe passieren lassen, andererseits Schadstoffe abhalten (Barrierefunktion). Der Transport vorbereiteter Nährstoffbausteine bzw. die Abwehr von ungeeigneten Bestandteilen werden durch die so genannten Tight Junctions ermöglicht oder verhindert. Mittels Steuerungsproteinen wie Zonulin werden Impulse an die Tight Junctions gegeben, die Zwischenräume zu öffnen, um Nährstoffbausteine in den Blutkreislauf transportieren.

    Zusätzlich gibt es in der Darmschleimhaut Bereiche, die – entgegen der großen Gesamtheit der Schleimhaut – ein wenig durchlässiger sind. Man kann sich diese so genannten Peyer‘schen Plaques wie ein kleines, engmaschiges Sieb vorstellen. Dort werden eigentlich unerwünschte und in größeren Mengen gefährliche Krankheitserreger in kleiner Anzahl hindurchgelassen.

Kommt es in der Mukosa zu Entzündungen oder kleinsten Schädigungen, sind Probleme beinahe programmiert. Darmerkrankungen wie das Reizdarmsyndrom (oft als Folge eines Leaky-Gut-Syndroms) können die Konsequenz sein.

 

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Fazit

Die Mukosa im Darm, auch Darmschleimhaut genannt, ist ein komplexes, aus drei Schichten zusammengesetztes Gewebe, das wesentliche Funktionen für die Verdauung, Immunabwehr und den Schutz der Darmwand erfüllt. Sie maximiert die Nährstoffaufnahme, produziert Schleim und Enzyme und schützt den Körper vor Krankheitserregern. Ihre Gesundheit ist entscheidend für das Gleichgewicht des Mikrobioms und damit unser Wohlbefinden.

Häufig gestellte Fragen

Was ist die Mukosa?

Als Mukosa wird ein Gewebe bezeichnet, das unterschiedliche Hohlräume des Körpers auskleidet. Hierzu zählen neben der Darmschleimhaut beispielsweise auch die Atemwege, Fortpflanzungsorgane und die Augen.

Wie nennt man die Schleimschicht im Darm?

Die Schleimhaut im Darm wird als Darmmukosa bezeichnet.

Was passiert, wenn die Darmschleimhaut entzündet ist?

Ist die Darmschleimhaut entzündet, können ganz unterschiedliche Beschwerden die Folge sein. Gerade weil Schädigungen einer Darmschicht auch die anderen beeinträchtigen können, ist es möglich, dass das Darmmikrobiom aus dem Gleichgewicht gerät. Folgen können z. B. eine geschwächte Immunkraft oder Allergien sein.

Welche Funktionen hat die Mukosa?

Die primäre Aufgabe der Mukosa besteht in der Aufnahme von Nährstoffen. Doch sie ist darüber hinaus entscheidend für die Darmgesundheit und nicht zuletzt auch unser allgemeines Wohlbefinden, indem sie die Immunabwehr reguliert und zu einem ausgeglichenen Mikrobiom beiträgt.

Autor des Ratgeber-Artikels zur Darmgesundheit und Ernährung – Fachkundige Tipps für eine gesunde Darm-Ernährung
Autor dieses Beitrags:

Anja Müller-Lehmbach

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Quellen:

[1] Li Y., Jin L., et al. (2020): The Effects of Secretory IgA in the Mucosal Immune System. Biomed Res Int. 2020 Jan 3;2020:2032057. doi: 10.1155/2020/2032057.

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