
Wissenschaftlich geprüft von:
Dr. Joachim Bandlow
Wie hängen Darm und Immunsystem zusammen?
Dass der Darm und das Immunsystem enge Verbündete im Kampf gegen Erreger sind, ist nur den wenigsten bewusst. Ein Blick auf die Zahlen verrät, wie wichtig unser Verdauungsorgan für unsere Abwehrkräfte ist. Rund 70 Prozent aller Immunzellen befinden sich im Darm. Und sogar 80 Prozent der Plasmazellen, die für die Produktion von Antikörpern verantwortlich sind, liegen hier.
Ohne das Immunsystem wäre unser Körper selbst eigentlich harmloseren Infektionen schutzlos ausgeliefert. Es lernt aus gesammelten Erfahrungen, um so bei erneuten Infektionen zu einem späteren Zeitpunkt schneller reagieren zu können. Aus diesem Grund ist es auch so wichtig, das Immunsystem zu unterstützen, wo es nur geht.
Was ist eine Darmflora?
Im Zusammenspiel zwischen dem Darm und den Abwehrkräften spielt sie eine ganz besonders wichtige Rolle: die Darmflora, auch bekannt als Mikrobiom. Dabei handelt es sich um ein hochkomplexes und genau austariertes Gleichgewicht an verschiedenen Mikroben, die im Darm leben. Den größten Teil davon bilden Bakterien, aber auch Viren, Pilze oder Archaeen zählen zu diesem Ökosystem kleinster Lebewesen.
Seit der Jahrtausendwende ist die Bedeutung des Mikrobioms immer mehr in den Fokus der Gesundheitsforschung gerückt. Denn es ist nicht nur von elementarer Bedeutung für die Immunabwehr, nein, es wirkt sich auf beinahe jeden Bereich unseres Körpers und damit unseres Wohlbefindens aus. So können unter anderem diverse Hautprobleme, Autoimmunerkrankungen, Gewichtsprobleme oder unerklärliche Müdigkeitserscheinungen darauf zurückzuführen sein, dass etwas mit dem Darmmikrobiom nicht stimmt.
Und obwohl das Wissen um das Mikrobiom bereits gewaltig ist, kratzen Experten nach wie vor lediglich an der Oberfläche. Kein Wunder, dass jährlich Tausende neue Publikationen weitere Zusammenhänge mit der Darmflora zutage fördern.
Welche Rolle spielt die Darmflora für ein starkes Immunsystem?
Eine wichtige Studie gelang beispielsweise Forschern der Universität Mainz um den renommierten Immunologen Dr. Hans Christian Probst. Sie konnten nachweisen, dass es gerade die nützlichen Bakterien im Darm sind, die eine entscheidende Rolle für die Immunantwort spielen.
Denn: Die Forscher konnten zeigen, dass die Bakterien im Darm auf faszinierende Weise auf eindringende Krankheitserreger reagieren. In diesem Fall senden sie Signale an die sogenannten dendritischen Zellen, die für die Aktivierung der Immunantwort in unserem Körper zuständig sind und starten dadurch die aktive Bekämpfung der Krankheitserreger.
Und unsere winzig kleinen Unterstützer im Darm senden diese Signale auch keineswegs nur für Erreger, die direkt den Darm angreifen; die Wissenschaftler konnten zeigen, dass die Darmbakterien auch für eigentlich weit vom Darm entfernte Organe, wie der Milz oder den Lymphknoten, entscheidende Impulse geben, um das Immunsystem zu aktivieren.
Darüber hinaus spielt das Mikrobiom gerade in den ersten Lebensjahren eine besonders wichtige Rolle. Denn es schult das Immunsystem für den Ernstfall und trägt somit dazu bei, dass der Körper für künftige Infektionen gewappnet ist.
Welche Auswirkungen hat eine gestörte Darmflora auf das Immunsystem?
Nun, da Sie wissen, wie wichtig die Darmflora für ein verlässliches Immunsystem ist, stellen Sie sich sicher die Frage, was passieren kann, wenn dieses empfindliche Ökosystem aus dem Gleichgewicht gerät.
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Erhöhte Infektionsanfälligkeit: Gerät das Mikrobiom erst einmal aus dem Gleichgewicht (dieser Zustand wird Dysbiose genannt), nimmt also etwa die Vielfalt und / oder Vielzahl der Bakterien ab, kann die rein physiologische Schutzfunktion der Darmwand beeinträchtigt werden. Dadurch fällt es Krankheitserregern leichter, in den Körper einzudringen, was sowohl lokale als auch systemische Infektionen begünstigen kann.
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Allergien: Normalerweise reagiert das Immunsystem nur auf gefährliche Stoffe und leitet zur Bekämpfung eine Abwehrreaktion ein. Da das Immunsystem und das Mikrobiom aber derart eng miteinander verbunden sind, kann eine gestörte Darmflora dazu führen, dass sich unsere Abwehrkräfte gegen eigentlich ungefährliche Stoffe wie Pollen oder Gräser richten – die unangenehme Folge: eine Allergie.
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Autoimmunerkrankungen: Ganz ähnlich sieht es im Hinblick auf Autoimmunerkrankungen aus. Dabei richtet das Immunsystem seine „Waffen“ gegen sich selbst. Bei einer Dysbiose kann die Abwehrkraft so gestört sein, dass es zu Angriffen auf eigenes Gewebe kommt, was Autoimmunerkrankungen wie rheumatoide Arthritis, Psoriasis oder Typ-1-Diabetes fördern kann.
- Chronische Entzündungen: Eine Dysbiose kann das Immunsystem auch dazu bringen, vermehrt entzündungsfördernde Reaktionen auszulösen. Hält dieser Zustand an, können chronische Entzündungen die Folge sein, die bei Erkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa eine Rolle spielen.
Woran erkennt man eine gestörte Darmflora?
Da das Mikrobiom nachgewiesenermaßen mit einer ganzen Bandbreite an Körperfunktionen verbunden ist, können sich Veränderungen an ihm durch sehr vielfältige, oft unspezifische Symptome äußern. Folgende Beschwerden können, müssen aber keineswegs auf eine Dysbiose hindeuten:
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Verdauungsprobleme: Veränderungen der Verdauung können sehr viele Ursachen haben. Gerät das Mikrobiom jedoch aus den Fugen, können Symptome wie Blähungen oder Bauchschmerzen, aber auch Veränderungen der Stuhlbeschaffenheit ein Indikator hierfür sein. Treten diese Symptome über einen langen Zeitraum auf, kann auch das Reizdarmsyndrom dahinterstecken.
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Hautprobleme: Die Darmflora kann großen Einfluss darauf haben, wie unser größtes Organ, die Haut, beschaffen ist. Eine Dysbiose kann harmlosere Hautveränderungen wie Unreinheiten begünstigen, aber auch belastendere Probleme wie Neurodermitis oder Schuppenflechte begünstigen.
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Gewichtsveränderungen: Vielleicht haben Sie schon einmal die Beobachtung gemacht, dass manche Menschen regelrecht „reinhauen“ können, ohne nennenswert zuzunehmen, während andere bereits beim bloßen Gedanken an ein Stück Kuchen einen Rettungsring anlegen. Derartige Ungereimtheiten im Stoffwechsel können auf ein Ungleichgewicht der Darmbakterien zurückzuführen sein, wie in Studien eindrucksvoll nachgewiesen wurde.
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Nahrungsmittelunverträglichkeiten: Unverträglichkeiten wie Laktoseintoleranz, Fruktoseintoleranz oder eine Glutenunverträglichkeit (Zöliakie) können ebenfalls die Folge eines gestörten Mikrobioms sein.
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Chronische Müdigkeit oder Erschöpfung: Fühlen Sie sich öfters müde oder „erschlagen“, obwohl Sie ausreichend geschlafen haben und auch sonst keine offensichtlichen Ursachen für diese Energielosigkeit festzustellen sind? Sie ahnen es sicherlich bereits: Auch das kann ein Hinweis auf eine Dysbiose sein.
- Psychische Beschwerden: Kaum zu glauben, aber wahr: Wie es den Bakterien im Darm geht, hat unter Umständen auch Einfluss darauf, wie es uns selbst geht. Der Grund dafür liegt daran, dass zahlreiche Hormone, wie zum Beispiel Serotonin zu einem großen Teil im Darm produziert werden. Die so möglichen Störungen des Hormonhaushalts können sich auf Prozesse im Gehirn auswirken, was beispielsweise mit psychischen Problemen wie ADHS, Angstzuständen oder Depressionen in Verbindung gebracht wurde. Diese Verbindung ist so facettenreich, dass sie einen eigenen Namen erhalten hat: die Darm-Hirn-Achse.
Kann man das Immunsystem über die Darmflora stärken?
Um das Immunsystem zu stärken, greifen wir für gewöhnlich auf diverse Vitamine zurück, was auch gut und wichtig ist. Häufig wird das Darmmikrobiom in Bezug auf unsere Abwehrkräfte aber außer Acht gelassen. Bei Ansätzen, das Immunsystem zu unterstützen, kann es entscheidend sein, auch eine etwaige Dysbiose zu adressieren. Dafür sind probiotische Kulturen aus unterschiedlichen Quellen nötig.
Zum einen bietet es sich an, fermentierte Lebensmittel regelmäßig in die Ernährung aufzunehmen. Dazu gehören beispielsweise Joghurt, Sauerkraut, Kimchi, Kefir oder Kombucha. Der Vorteil: Diese Lebensmittel lassen sich ganz einfach in den Alltag integrieren und sind noch dazu lecker. Der Nachteil besteht allerdings darin, dass diese Speisen in der Regel eine recht geringe Dosierung an Mikrokulturen aufweisen. Auch die Diversität der enthaltenen Bakterienstämme beschränkt sich in der Regel auf einige wenige.
Eine deutlich höhere Diversität und Dosierung erzielen Sie mit spezifischen Mikrokulturenpräparaten. Im Volksmund sind diese auch unter dem Namen „Probiotika“ bekannt. Es handelt sich um Präparate mit lebenden bzw. lebensfähigen Bakterienstämmen, die eingesetzt werden, um das Darmmikrobiom zu stärken. Der Begriff „Probiotika“ ist nicht unumstritten, da er in sich bereits positive Effekte auf die Gesundheit impliziert (griechisch „pro“ und „bios“: „für das Leben“). Diese Effekte konnten jedoch nur bei einigen wenigen Präparaten tatsächlich nachgewiesen werden. Für die Bewerbung solcher Produkte ist der Begriff daher in der Regel nicht zulässig. Viel treffender ist die Namensgebung „Mikrokulturenpräparate“.

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Welche Mikroorganismen sind wichtig für einen gesunden Darm?
Wissenschaftler haben bereits mehrere Tausend verschiedene Bakterien identifizieren können, die im menschlichen Darm vorkommen. Ihre individuelle Zusammensetzung ist jedoch von Person zu Person unterschiedlich und hängt von zahlreichen Faktoren ab. Aus dieser riesigen „Auswahl“ besteht ein durchschnittliches Mikrobiom aus über 100 verschiedenen Bakteriengattungen.
Auch wenn einige andere Mikroben Teil des Mikrobioms sind, bilden Bakterien den mit Abstand größten Teil der Darmflora. Hier eine Auswahl der wichtigsten Vertreter:
Bifidobakterien: Zu den wohl bekanntesten Vertretern des Mikrobioms gehören Bifidobakterien. Oft sind sie Hauptbestandteil probiotischer Nahrungsergänzungsmittel, da sie förderlich für die Darmgesundheit und unter anderem das Immunsystem sein sollen.
Laktobazillen: Es sind ihre milchsäureproduzierenden Eigenschaften, die den Laktobazillen zu ihrem Namen verholfen haben. Im Mikrobiom erweisen sie sich als äußerst nützlich, da Milchsäure für ein säuerliches Milieu sorgt, welches das Wachstum vieler pathogener Keime unterdrückt. Zusammen mit Bifidobakterien zählen sie zu den häufigsten Arten, die in sogenannten Probiotika verwendet werden.
Bacteroides: Die Bakteriengattung Bacteroides ist eine der zahlreichsten Bewohner des Darms. Sie sind für die Zersetzung von Nahrung unabdingbar und entscheidend für die wichtige Produktion kurzkettiger Fettsäuren.
Viren: Insbesondere bei Viren denken wir oft an gefährliche Krankheiten, doch im Darm kommen einige nicht-pathogene Vertreter von Caudovirales, Noroviren oder endogene Retroviren vor. Sie können gezielt bestimmte Bakterien abtöten, aber auch Immunzellen aktivieren oder Gene zwischen Bakterien übertragen und beeinflussen so die Anpassungsfähigkeit des Mikrobioms.
Pilze: Verschiedene Pilzarten wie Candida, Saccharomyces oder Malassezia interagieren durch die Erkennung über Dectin-1, einem Rezeptor für Pilzzellwände, mit dem Mikrobiom und können so zu einer Immunbalance beitragen.
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Tipps für eine gesunde Darmflora
- Ausgewogene Ernährung:
- Ballaststoffreiche Lebensmittel (Obst, Gemüse, Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte und Nüsse).
- Fermentierte Lebensmittel (Joghurt, Kefir, Sauerkraut, Kimchi usw. enthalten probiotische Kulturen, allerdings in vergleichsweise geringem Ausmaß).
- Präbiotika und „Probiotika“:
- Präbiotika (dienen dem Mikrobiom als Nahrungsquelle und unterstützen somit ihr Wachstum).
- „Probiotika“ (spezifische Mikrokulturenpräparate imitieren durch eine möglichst hohe Vielfalt und Vielzahl an Bakterien das natürliche Mikrobiom).
- Verantwortungsvoller Umgang mit Antibiotika:
- Einnahme nur, wenn unbedingt notwendig.
- Halten Sie sich genau an die Anweisungen des Arztes.
- Regelmäßige Bewegung:
- Sportliche Aktivität ist nicht nur für den Körper gut, sondern unterstützt auch die Darmgesundheit. Je nach körperlicher Verfassung gehen Sie schwimmen, fahren Sie Rad oder planen Sie regelmäßige Spaziergänge in Ihren Alltag ein.
- Vermeidung von ungesunden Genussmitteln:
- Sowohl übermäßiger Alkoholkonsum als auch Zigarettengenuss können dem Mikrobiom schaden.
Fazit
Unser Darm ist weit mehr als nur ein Verdauungsorgan – er bildet das Zentrum unseres Immunsystems! Er beherbergt einen Großteil unserer Abwehrkräfte, wobei das sogenannte Mikrobiom, also die Gemeinschaft der in ihm lebenden Bakterien, eine elementare Rolle spielt.
Gerät dieses Ökosystem aus der Balance, kann das weitreichende Folgen haben: von Infektanfälligkeit über Allergien und Autoimmunerkrankungen bis hin zu chronischer Müdigkeit oder Hautproblemen. Grund genug, warum Sie Ihre Darmgesundheit nicht vernachlässigen sollten. Das ist gar nicht mal so schwer: Achten Sie auf eine ausgewogene, ballaststoffreiche Ernährung und regelmäßige Bewegung. Ganz gezielt können Sie außerdem spezifische Mikrokulturenpräparate zum Bestandteil eines bewussten Lebensstils machen.
Ein starker und gesunder Darm ist entscheidend für ein starkes Immunsystem.
Häufig gestellte Fragen
Zerstören Antibiotika die Darmschleimhaut?
Antibiotika greifen nicht die Darmschleimhaut direkt an, können aber das Mikrobiom, also das Ökosystem aus Bakterien im Darm, stark schädigen. Dieser Zustand wird Dysbiose genannt. Studien haben gezeigt, dass eine Dysbiose sich negativ auf die Qualität der Darmschleimhaut auswirken kann – und umgekehrt.
Wie kann man das Immunsystem stärken?
Eine abwechslungsreiche Ernährung, die reich an Vitaminen und Nährstoffen ist, und Bewegung in der Sonne können bereits dazu beitragen, das Immunsystem zu stärken. Darüber hinaus steht der Darm im engen Kontakt mit unseren Abwehrkräften. Daher kann es sinnvoll sein, das Mikrobiom zu unterstützen, etwa durch den Verzehr fermentierter Lebensmittel oder durch Mikrokulturenpräparate.
Disclaimer
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