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Was ist eine Stuhltransplantation? – Definition
Bei der Stuhltransplantation handelt es sich um ein medizinisches Verfahren, bei dem Stuhl beziehungsweise aus Stuhl gewonnene Darmbakterien eines gesunden Menschen, dem Spender, auf einen anderen, unter diversen Darmbeschwerden oder -erkrankungen leidenden Menschen (Empfänger) übertragen werden.
Viele verschiedene Erkrankungen gehen auf ein Ungleichgewicht des Darmmikrobioms, also der Gemeinschaft der Billionen in unserem Darm lebenden Mikroorganismen, zurück. Dabei sind in der Regel sowohl Vielfalt als auch Vielzahl der Bakterien reduziert. Experten sprechen hierbei von einer Dysbiose. Ziel der Stuhltransplantation ist es, dem Empfänger das Mikrobiom eines gesunden Menschen zuzuführen und so dessen Dysbiose auszugleichen. In der Folge sollen auch die mit ihr einhergehenden möglichen Beschwerden abklingen.
Eine Stuhltransplantation ist jedoch oft mit einem gewissen Ekel verbunden. Sie erfordert aufwendige und teilweise langwierige Voruntersuchungen und ist noch dazu nicht frei von Risiken wie Infektionen. Deshalb wird sie nur in sehr ausgewählten Fällen, z. B. bei hartnäckigen Infektionen mit Clostridioides difficile (früher: Clostridium-difficile-Infektionen) oder bei Colitis ulcerosa, als sog. „alternativer Heilversuch“ durchgeführt.
Aus diesem Grund arbeiten Forscher daran, eine solche Stuhltransplantation mittels sogenannter Mikrokulturenpräparate risikobefreit auf natürliche Weise zu imitieren. Aber dazu später mehr.
Wann wird FMT eingesetzt?
Die Stuhltransplantation ist keine neue Therapiemethode. Erste Aufzeichnungen gehen bereits auf das 4. Jahrhundert zurück. Damals nutzte der berühmte chinesische Arzt Ge Hong die Aufnahme eines gesunden Mikrobioms für verschiedene Beschwerden des Magen-Darm-Trakts. Heute, unter modernen Methoden, wird der sogenannte Mikrobiom-Transfer nur bei speziellen Darmerkrankungen angewandt:
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Clostridioides-difficile-Infektionen (CDI): Clostridioides difficile (früher: Clostridium difficile) ist ein potenziell krankmachender Keim, der vor allem bei Infektion von immungeschwächten Menschen ein schweres Krankheitsbild mit lebensbedrohlichem Verlauf verursachen kann. Eine Stuhltransplantation ist eine mögliche Behandlung, gerade wenn Antibiotika-Behandlungen aufgrund von Resistenzen versagt haben. Ein weiterer vielversprechender Ansatz ist das in den USA bereits durch die FDA zugelassene Arzneimittel VOWST von Seres Therapeutics. Es basiert auf bakteriellen Sporen, ist aber kein klassisches Probiotikum. In Zulassungsstudien bei wiederkehrender CDI war es als Nachbehandlung nach der Standardantibiotikatherapie im Heilerfolg gegenüber der Placebo-Gruppe hochsignifikant überlegen!1
- Entzündliche Darmerkrankungen (IBD): Aktuell wird noch untersucht, ob ein Mikrobiomtransfer auch bei entzündlichen Darmerkrankungen wie z. B. Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa sinnvoll ist.
Eine Stuhltransplantation kann auch bei anderen Indikationen potenziell hilfreich sein, da ein breiterer Nutzen in wissenschaftlichen Kreisen bereits intensiv diskutiert wird, zum Beispiel bei …
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Allergien: Studien konnten zeigen, dass eine Dysbiose an der Ausprägung von Allergien mitverantwortlich sein kann. Auch andere überschießende Immunreaktionen wie Neurodermitis oder Schuppenflechte stehen laut Untersuchungen mit bestimmten Mustern des Mikrobioms in Zusammenhang.
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Gewichtsproblemen: Laboruntersuchungen mit Mäusen konnten eindrucksvoll nachweisen, welchen Einfluss das Mikrobiom auf die Gewichtszunahme hat. Dabei wurde das Mikrobiom übergewichtiger Menschen auf Mäuse übertragen. Diese nahmen – bei identischer Nahrungsration – im Anschluss mehr als ihre Artgenossen zu, die über ein „schlankes“ Mikrobiom verfügten.
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Immunschwäche: Das Mikrobiom steht im engen Austausch mit dem Immunsystem, von dem sich etwa 70 Prozent im Darm befindet. Eine Dysbiose kann die vom Mikrobiom ausgehenden „Warnsignale“ an das Immunsystem bei eindringenden Keimen stören.
Und vielen weiteren …
Wie läuft eine Stuhltransplantation ab?
Sollte tatsächlich eine klassische FMT (Englisch: „fecal microbiota transplantation“) notwendig sein, sind im Wesentlichen immer folgende Schritte notwendig:
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Auswahl eines geeigneten Spenders: Für einen Stuhlspender ist eine gründliche Anamnese unerlässlich, um die Übertragung von zum Teil schwerwiegenden Infektionen zu vermeiden. Dazu dürfen keine vergangenen oder aktuellen Erkrankungen des Verdauungstraktes vorliegen, weil diese durch die Stuhlspende übertragen werden könnten.
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Sammeln der Stuhlprobe: Nachdem die Stuhlprobe aufgefangen wurde, wird sie im Labor auf pathogene Darmkeime hin untersucht und aufbereitet.
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Vorbereitung des Empfängers: Wie bei einer Endoskopie wird der Darm vor dem Eingriff gründlich entleert. Durch eine Sedierung bekommt der Patient kaum etwas vom Prozess mit.
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Transplantation des Stuhls: Die Stuhlprobe wird per Koloskopie in den Darm des Empfängers übertragen. Alternativ besteht die Möglichkeit einer Verabreichung über Kapseln.
- Überwachung und Nachsorge: Um unerwünschte Nebenwirkungen auszuschließen, wird der Empfänger für einige Zeit ärztlich akut überwacht und über einen längeren Zeitraum medizinisch kontrolliert.
Wie beeinflusst eine Stuhltransplantation das Mikrobiom beziehungsweise die Darmflora?
Letzten Endes geht es bei einer Stuhltransplantation nicht um die Übertragung des eigentlichen Stuhls, sondern um die in ihm enthaltenen Darmbakterien, die Teil des Mikrobioms des gesunden Spenders sind.
Durch unterschiedliche Faktoren wie Stress, einen typisch westlichen Ernährungsstil, Medikamente oder gastrointestinale Erkrankungen wie Infektionen mit Clostridioides difficile (früher Clostridium difficile) kann die Darmflora in ihrer Zusammensetzung gestört sein (Dysbiose). Konkret bedeutet dies, dass die Vielfalt und Vielzahl der Bakterien des Mikrobioms reduziert sind. Gleichzeitig können sich schädliche Bakterien im Darm ausbreiten.
Ziel einer Stuhltransplantation ist es, dieses Defizit zu adressieren, um wieder ein ausgeglichenes Mikrobiom herzustellen, das seine Aufgaben im Gefüge der Immunabwehr und allgemeinen Gesundheit erfüllen kann.
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Welche Risiken und Nebenwirkungen sind mit einer Stuhltransplantation verbunden?
• Übertragung von Infektionen durch pathogene Keime und Viren, die bei vorliegendem Leaky-Gut-Syndrom sogar vermehrt in den Blutkreislauf gelangen können.
• Allergische Reaktionen auf Bestandteile der Stuhlprobe.
• Vorübergehende Darmbeschwerden oder Darmentzündung.
• Unerwünschte Veränderungen am Mikrobiom durch Lücken in der Anamnese oder andere unberechenbare Faktoren.
• Verletzung der Darmschleimhaut während der Koloskopie.
• Fehlschlag der Transplantation.
In vielen Fällen überwiegen die Risiken einer herkömmlichen Stuhltransplantation deren Nutzen und Wirksamkeit leider. Die Frage, die sich daher stellt, lautet: Gibt es risikofreie Alternativen?
Tatsächlich arbeiteten Forscher seit geraumer Zeit an einer „NFMT“, also Non-Fecal Microbiota Transplantation. Bei dieser Methode muss nicht auf Stuhl eines Spenders zurückgegriffen werden. Stattdessen wird ein nachgebildetes Mikrobiom zugeführt. Einige sogenannte Probiotika verfolgen diesen Ansatz bereits, indem sie das natürliche Mikrobiom in seiner Vielfalt und Vielzahl imitieren. Daneben kann aber auch eine Unterstützung des Mikrobioms durch eine Regulierung von Stress oder einen ausgewogenen Ernährungsstil sinnvoll sein. Übrigens: Der Begriff „Probiotikum“ ist nicht unumstritten und darf zur Bewerbung entsprechender Produkte nicht mehr verwendet werden. Der Grund: Das Wort in sich impliziert bereits eine positive gesundheitliche Wirkung, welche aber nur einzelnen probiotischen Präparaten nachgewiesen werden können. Deswegen lautet eine weitaus korrektere Bezeichnung Mikrokulturenpräparat.
Kijimea K53 Advance
Fazit
Die Stuhltransplantation, auch Fäkale Mikrobiota-Transplantation (FMT) genannt, ist ein medizinischer Eingriff, bei dem durch eine Stuhlprobe gewonnene Darmbakterien eines Spenders auf einen Empfänger mit einer gestörten Darmflora übertragen werden. Diese ungewöhnliche Methode wird jedoch nur bei sehr spezifischen Erkrankungen wie schweren Clostridium-difficile-Infektionen angewandt.
Ziel ist es, ein Ungleichgewicht des Mikrobioms, also der Gemeinschaft der im Darm lebenden Bakterien, auszugleichen. Zahlreiche Studien konnten belegen, dass ein derart gestörtes Mikrobiom mit allerlei Krankheitsbildern assoziiert wird, darunter Allergien, Autoimmunerkrankungen oder Gewichtsprobleme. Aufgrund des Ekels, der mit der Stuhltransplantation verbunden ist und nicht zuletzt wegen der möglichen Risiken, arbeiten Forscher daran, das Verfahren auf moderne Weise und von den üblichen Risiken befreit anzuwenden. Die sogenannte Non-Fecal Microbiota Transplantation (NFMT) ist hier das vielversprechendste Verfahren der Wahl, um ein möglichst vielfältiges Mikrobiom nachzubilden.
Häufig gestellte Fragen
Wie läuft eine Spenderauswahl bei Stuhltransplantationen ab?
Die Spenderauswahl für die Stuhltransplantation umfasst eine gründliche Anamnese, körperliche Untersuchung und Labortests, um sicherzustellen, dass der Spender keine Darmerkrankungen oder Infektionen hat, die auf den Empfänger übertragen werden könnten.
Wie funktioniert die Übertragung des Stuhls des Spenders?
Die Übertragung des Stuhls erfolgt durch die Verabreichung der aufbereiteten Stuhlprobe per Koloskopie direkt in den Darm des Empfängers oder durch die Einnahme spezieller Kapseln.
Wird eine Stuhltransplantation bei Clostridioides difficile eingesetzt?
Ja, eine Stuhltransplantation wird vor allem bei Clostridioides-difficile-Infektionen eingesetzt, insbesondere dann, wenn Antibiotika versagt haben und die Infektion schwer verläuft.
Wie viel kostet eine Stuhltransplantation?
Die Kosten einer Stuhltransplantation variieren je nach Klinik und können mehrere Tausend Euro betragen. In speziellen Fällen übernimmt die gesetzliche oder private Krankenkasse, auf vorherigen Antrag, die Kosten. Da FMT aber bei vielen Krankheitsbildern keine anerkannte Therapie ist, sollten Sie sich im konkreten Fall vor Ort beraten lassen.2
Kann man mit einer Stuhltransplantation abnehmen?
Quellen:
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Die Informationen auf dieser Seite stellen keine medizinische Beratung dar und sollten nicht als solche betrachtet werden. Konsultieren Sie Ihren Arzt, bevor Sie Ihre regelmäßige medizinische Versorgung ändern.